Spessart-Challenge Bad Orb: "Man kann nicht nasser werden, als bis auf die Haut."

Wir waren die letzten Wochen vom hochsommerlichen Wetter sehr verwöhnt. So verwöhnt, dass wir gar nicht mehr mit Regen rechneten. Die Wetterapp wurde auch kaum noch um Rat gefragt, da es einfach konstant schön, sonnig und warm war. Etwas naiv möchte man da fast sagen. Als wir am frühen Morgen zur Spessart-Challenge nach Bad Orb aufbrachen, bestand zunächst auch noch kein Grund zur Sorge ums Wetter. Doch kaum auf dem Parkplatz ausgestiegen, erreichten uns die ersten Tropfen von oben. Was? Regen? Wie kann es dazu kommen? Ein Regenrennen hatte ich materialtechnisch und natürlich auch im Bezug auf die Kleiderwahl überhaupt nicht eingeplant. Ein paar kurze Ausraster beim Warmfahren in der Tiefgarage des angrenzenden Hotels später - wie zum Beispiel "Wir konnten jetzt so viel Schöneres machen...Was tut man sich nur alles an...Wir hätten einfach ausschlafen können" - ging es dann schon in den Startblock.

Da sich die Beine beim Warmfahren gut anfühlten, war ich dann doch recht positiv gestimmt und im Rennmodus angelangt. Der Regen ließ allerdings nicht nach, sodass ich schon vor dem Startschuss einigermaßen durchgeweicht war. Dann ging es los. Zunächst ein neutralisierter Start im Windschatten eines niedlichen, kleinen und langsamen Elektroautos durch die verwinkelten Straßen der Kurstadt. Ein wirklich sehr gechillter Start, doch dann bog das Führungsfahrzeug endlich in eine Seitenstraße ab. Freie Fahrt und los ging es. Das Wasser hatte sich mittlerweile schon in meinen Schuhen gesammelt (Hätte ich mal Überschuhe angezogen, aber wer rechnet schon mit Regen?!) und auch das Sitzpolster saugte sich schon voll. Doch wenn man erst mal fährt, ist es eigentlich egal. Denn man kann nicht nasser werden, als bis auf die Haut.

Die Strecke kannte ich grob aus dem Vorjahr, wo sie mir sehr positiv in Erinnerung geblieben ist. Es war ein schnelles Rennen mit vielen flowigen Trails, langen Anstiegen und einigen Drückerpassagen. Bedingt durch den Regen und das viele angesammelte Salz - was sich durch den vielen Trainingsschweiß der letzten Wochen im Polster meines Helmes gesammelt hat und nun herausgespült wurde - war die Sicht stellenweise schlecht bis komplett eingeschränkt. Da meine Radbrille sich partout nicht vom nebligen Beschlag verabschieden wollte, musste ich das erste mal in meinem Leben ein Rennen ohne Brille absolvieren. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich die führende Dame war, da ich im Startgetummel nicht aufgepasst hatte, ob ich überholt wurde. So hielt ich das Tempo konstant hoch. Ich wollte ja ohnehin schnell ins Ziel kommen, um nicht unnötig lange pudelnass durch die Gegend zu fahren. ;-)

Als ich den letzten Streckenposten vor dem Ziel passierte, gab diser durch sein Funkgerät durch, dass die erste Frau der Kurzstrecke gleich ins Ziel kommt. Da war die Freude groß. Somit überquerte ich die Ziellinie als Gesamtsiegerin. Ich durfte danach sogar zum Interview auf die Bühne. Letztlich war ich heute - wahrscheinlich wegen des fiesen Regens, der mich schnell ins Ziel spülte - so schnell, dass ich insgesamt nur 10 Männer vor mir hatte und im Gesamtfeld 11. wurde. Das habe ich auch noch nie erlebt. Definitiv ein "Race to remember". :-)

Die Spessart-Challenge ist eine tolle Veranstaltung mit einzigartiger Organisation und schönen Strecken. Nächstes Jahr bin ich wieder am Start.

Bis zum Rennen am nächsten Wochenende in Bad Salzig, verbringe ich nun noch ein kurzes Zwischentrainingslager in der Pfalz.

In diesem Sinne:
Keep on riding

Vanessa


Zitate des Tages:

"Also nach so einem Regenrennen sehen meine Haare fast besser aus, als nach einem Friseurbesuch."

"Jetzt hat es 4 Wochen nicht geregnet und jetzt gerade in dieser einen Stunde."

"Kann das Elektroauto nicht schneller oder was?!



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