Mission 2018: Im Winter fahrt ihr aber nicht Rad, oder?

In der Tat gibt es (erschreckend viele) Zeitgenossen außerhalb des sportlichen Sektors, die tatsächlich glauben, mit dem letzten Rennen der Saison würden wir unser Rad in den Keller räumen und das Training beenden. Um mit diesem allgemeinen Irrglauben aufzuräumen, wird es höchste Zeit einen kleinen Einblick in das Wintertraining von Radsportlern zu geben! Denn es wäre zu einfach, wenn wir unsere Form bis ins Frühjahr konservieren und dann an die Leistungen der letzten Saison anknüpfen könnten.  

„Sommersportler werden im Winter gemacht“ – so lautet unser Credo. Nicht immer leicht, da wir im Winterhalbjahr natürlich mit allerhand Störfaktoren kämpfen müssen. Ganz oben stehen hier die unzähligen Wetterkapriolen: Schnee, Regen mit Wind, Sturm ohne Regen, Nebel ohne Sicht, frühe Dunkelheit, Schnee mit Regen, Glatteis, nasse und rutschige Straßen und vor allem Kälte. Am schlimmsten sind hierbei schneebedeckte Straßen und Radwege, die uns Radfahrer prinzipiell handlungsunfähig machen. Bei schlechtem Wetter gibt es drei wirksame Optionen:

1.    Die Bekleidung anpassen uns das Wetter ignorieren: Klappt bei mir immer ganz gut, da ich lieber eine Stunde kurz und hart im Regen trainiere, als gar nicht Rad zu fahren. Und es gibt kaum ein schöneres Gefühl, wenn man nach einer solchen Einheit vor den warmen Kamin ins heimische Wohnzimmer zurückkehrt und stolz darauf ist, an seiner Formkurve gearbeitet zu haben.
 

 
2.    Indoor trainieren – sprich Rolle fahren. Auch eine Option, die ich in speziellen Extremfällen nutze. Dafür muss das Wetter aber schon sehr schlimm sein. Glücklicherweise verfüge ich über die Möglichkeit, meine Rolle an vielen beliebigen trockenen Orten in und um das Haus aufzustellen, sodass ich genügend Frischluft abbekomme und es nicht ganz so monoton ist. Und es geht nichts über das lustige Anfangs-Gefühl, wenn man seit längerer Zeit mal wieder auf der freien Rolle fährt.

3.    Alternativsportarten: Im Winter ersetze ich einige Radeinheiten auch durch Lauftraining. Besonders Crosslauf querfeldein durch Wald und Wiesen bereitet mir viel Freude und ist vor allem bei Kälte eine gute Wahl. Wenn die weiße Pracht uns jedoch beglückt hat, steige ich gerne auf Langlaufski um oder gehe meiner großen Leidenschaft nach: Alpin Ski.

 

Es wird also deutlich, dass das Wetter keinerlei Platz für Ausreden lässt, eine Trainingseinheit ausfallen zu lassen. Außerdem trainieren wir ja auch nicht, weil wir es müssen, sondern weil wir es lieben. Und diese Liebe zum Sport trotzt allen Wetterlagen.

Meine Anzahl der Trainingsstunden pro Woche unterscheidet sich im Wintertraining kaum von der des Sommertrainings. Die Einheiten auf dem Rad sind zwar teilweise etwas kürzer, dafür verbringe ich mehr Zeit im Kraftraum. Neben funktionalem Training, Langhanteltraining, und klassischen Kniebeugen gehören auch Stabilisationsübungen dazu. Dies mache ich im Sommer zwar auch, jedoch fällt der Zeitanteil im Winter größer aus. Zum Glück muss ich dafür nicht den Weg ins Fitnessstudio antreten, da wir uns zu Hause einen eigenen Trainingsraum eingerichtet haben.

Ab November – nun sind es nur noch rund 8 Wochen bis zum ersten Trainingslager und fünf Monate bis zum Saisonstart – richtet sich das Training strickt auf die neue Saison. Das heißt die Mission 2018 startet. Dafür fahre ich einen Leistungstest, um meine Werte anzupassen und das Training optimal zu gestalten. Und wie sieht so eine typische Wintertrainingswoche bei mir nun aus?


Der Montag ist klassischer Regenerationstag, gefolgt von Intervallen am Dienstag und Ausdauer am Mittwoch. Donnerstag wird meist zum zweiten Regenerationstag erklärt, bevor ich dann einen Dreierblock durchlaufe oder besser durchfahre. Im Winter absolviere ich viele Einheiten mit 90 % meiner Schwellenleistung (SST-Training) – der effektivste Weg, die Schwellenleistung nach oben zu schrauben. Sprints, Antritte aus dem Stand und einbeiniges Fahren baue ich in Ausdauerfahrten ein, um die Spritzigkeit zu erhalten. 4 Stunden pro Woche verbringe ich in etwa zusätzlich mit funktionellem Training. Auf drei Wochen Aufbau folgt eine ruhigere Woche.

Ein weiterer „Störfaktor“ ist, dass das Wintertraining mitten in der Advents- und Weihnachtszeit liegt, die mit allerhand süßen Verlockungen, Bergen von Keksen und opulenten Festtagsmenüs lauert. Hier heißt es dann: Standhaft bleiben und das Ernährungskonzept nicht allzu sehr leiden zu lassen. Aber das Schöne am Leistungssport ist: Wer viel trainiert, darf auch viel essen.

In diesem Sinne sollte ich mich nun schleunigst auf das Rad schwingen – denn es herrscht zwar sehr nebliger Nebel, aber die Luft ist mild und es ist trocken.

Also: Keep on riding, egal was kommt,

Vanessa
   

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